Jeden Morgen öffne ich die Augen, nur um festzustellen, dass der Alptraum der Realität nicht nachgelassen hat. Ein tägliches Erwachen in Ketten. Wie naiv blicke ich jedem neuen Tag entgegen, in der tiefsten Erwartung, dass der Strick, der mein Herz umschlingt, sich plötzlich gelöst hat.

So in etwa fühlt sich mein Gefühl der Depression an. Und ich will es nicht verteufeln. Lieber ein hypothetischer Strick ums Herz als ein echter um den Hals. So bin ich also schon mal einen guten Schritt weiter.

Ich denke, dass mich dieser Strick auch mein ganzes Leben lang begleiten wird. Mein Herz zu befreien... das wird auch nicht die ergreifendste Liebe bewältigen. Aber muss ich diesen Strick nun bewältigen? Ich denke nicht, dass mein Herz erst seit kurzem so eingeengt umherbaumelt, sondern sich doch schon länger an diesen Zustand gewöhnen durfte. Und trotzdem konnte ich lachen, glücklich sein und die Wärme in meinem Herzen spüren, die ein jeder doch gerne als Glück benennt.

Nur mit jedem Tag schnürt sich dieses Seil enger um mein Herz und mit jedem Tag geht meinem Herzen die Luft aus, weiterzumachen. Bisher habe ich es ganz gut geschafft. Aufstehen, Staub abputzen, weitermachen. Doch so langsam geht mir die Luft aus. Lange mache ich das nicht mehr mit. Aber aufgeben ist keine Option. Gebe ich auf, baue ich für mein Leben lang, neben dem Strick um mein Herz, noch einen Galgen in meine Seele und zusammen vertragen sich die beiden doch recht schlecht.

Drum werde ich weitermachen. Egal, was passiert. Egal, wer meint, sich mir entgegenzustellen. Egal, wie eng der Strick, den ich Schicksal nenne, sich noch ziehen mag.

Denn letztlich bin ich ein Schicksalsprinz, und dieser Strick ist nur ein roter Faden, der mich zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort führt.

Ode an Herz & Seele - Gedicht

Es pocht und schlägt, von früh bis spät,

selbst wenn der Trübsal jenes schimme'nd Rot hinweg zu wehen droht.

Denn ob Teufel, ob Feind, ob Zweifel gekeimt,

ist das Herz nur schwierig zu besiegen, weil es weiß, dass alle Schlangen lügen.

Und wird es mal getroffen, kann man trotzdem hoffen!

Denn merkst du dich dein Herzlein quäle, bleibt getrost noch deine Seele!